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Deutscher Volkshochschul-Verband

Die Kunst des Lernens und Zusammenlebens: Bildung für Demokratie, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung

vhs Celle und Lifelong Learning Centre in Sumy (Ukraine) gründen Joint PEACE Center

Als eine von insgesamt neun Volkshochschulen arbeitet die vhs Celle im Projekt Urban X-Change Network von DVV International mit dem Lifelong Learning Centre in Celles Partnerstadt Sumy in der Ostukraine zusammen. 

Eine länderübergreifende Partnerschaft beginnt

Seinen Anfang nahm die Zusammenarbeit zwischen Celle und Sumy bereits im Oktober 2021. Im Rahmen der „Deutschen Woche“ in der Ukraine besuchte vhs-Leiterin Liliane Steinke mit einer Kollegin die ukrainische Partnerstadt von Celle und knüpfte dabei auch erste Kontakte zum Life Long Learning Center in Sumy, einem langjährigen Partner von DVV International in der Ukraine. Ohne dieses Treffen, so ist sich Steinke sicher, wäre die Zusammenarbeit zwischen Celle und Sumy nicht in der heutigen Form zu Stande gekommen. Denn das persönliche Kennenlernen legte den Grundstein für die spätere Zusammenarbeit. 

Digitaler Kick-Off: Vertreter*innen der vhs Celle, des Lifelong Learning Centre Sumy und DVV International in einer Videokonferenz im November 2021

In digitalen Planungstreffen entwickelten die Einrichtungen in Celle und Sumy die Idee der Partnerschaft weiter. Zu den geplanten Bausteinen gehörten jährliche Bildungsfestivals, die unter beidseitiger Beteiligung in den Partnerstädten stattfinden sollten. Weitere Ideen waren ein Online-Qualifizierungsmodul zu Themen der öffentlichen Gesundheit, das Multiplikator*innen aus beiden Partnerstädten in einen interkulturellen Austausch bringen sollte sowie zum Projektende ein großes gemeines Abschlusstreffen. 

Alles für den Projektstart sei bereit gewesen, die Tickets gebucht, erinnert sich Steinke, als am 24. Februar 2022 russische Angriff auf die Ukraine begann. Das unmittelbar an Russland angrenzende Sumy in der Ostukraine wurde direkt angegriffen und leistete sechs Wochen lang Widerstand, bis die Angreifer aus der Region verdrängt wurden. Und auch Celle spürte bald die Auswirkungen des Krieges: zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine – vor allem Frauen und Kinder – fanden den Weg in die niedersächsische Stadt. 

Die Rollen von Erwachsenenbildung in Krisenzeiten

Nach anfänglichen Unsicherheiten angesichts der neuen Realität war beiden Seiten schnell klar: Die Zusammenarbeit muss weitergehen. Während sich beide Einrichtungen einig waren, dass die ursprüngliche Idee interkulturell ausgerichteter Bildungsfestivals in Sumy und Celle trotz des Krieges weiterverfolgt werden sollte, nutzten die Einrichtungen das geschaffene deutsch-ukrainische Netzwerk, um auf die akuten, kriegsbedingten Bildungs- und Beratungsbedarfe in ihren jeweiligen Städten zu reagieren. In der Folge baute die vhs Celle eine Koordinierungsstelle für Akteure in der Ukraine-Hilfe auf und gründete eine Anlaufstelle, um Geflüchtete aus der Ukraine zu allen Fragen rund um das neue Leben in Deutschland zu beraten. Am Lifelong Learning Center in Sumy entstand eine entsprechende Anlaufstelle für Binnengeflüchtete und Menschen, die trotz der Angriffe in der Stadt ausharrten. 

Musikalische Benefiz-Lesung mit Werken des ukrainischen Poeten Serhji Zhadan am 06.02.2023 an der vhs Celle

Mit diesem Engagement beider Seiten für die ganz akuten Bildungsbedarfe der Menschen während des Krieges war die Idee für das Joint PEACE Center geboren. Dass dieses Potential für eine nachhaltige Zusammenarbeit der beiden Erwachsenbildungseinrichtungen bietet, war beiden Seiten klar. Denn: „außerschulische Erwachsenenbildung wird sich mit dem Geschehenen dauerhaft auseinandersetzen müssen“, so Liliane Steinke. Es werde eine politisch-historische Aufarbeitung brauchen, aber auch um kulturelle und Gesundheitsbildung sowie Fragen der beruflichen Neuorientierung mit Blick auf einen möglichen Wiederaufbau gehen.

Ilsedore Beckendorf (Vorsitzende der vhs Celle, l.), Tetyana Mayboroda (Sumy State University, 2.v.l.), Liliane Steinke (Leiterin der vhs Celle 2.v.r.) und Hanna Shvindina (Lifelong Learning Centre Sumy, r.). unterzeichneten die Partnerschaftserklärung.

Eine Partnerschaft mit Zukunft

Die Zusammenarbeit in der Ausnahmesituation, über Ländergrenzen hinweg beschreibt Steinke als herausfordernd und zeitintensiv. „Es braucht immer engagierte Menschen, damit so etwas funktioniert.“ Und dennoch glaubt sie, dass beide Seiten von der interkulturellen Zusammenarbeit profitieren können, wenn diese auf Augenhöhe stattfindet und beide Seiten bereit sind, voneinander zu lernen. 

„Lernen, Gemeinschaft, Bildung für die unterschiedlichsten Lebenssituationen – das ist unsere Aufgabe“ fasst Liliane Steinke die Rolle der Erwachsenenbildung in Kriegs- und Krisenzeiten zusammen. „Diese Aufgabe verbindet uns überall, weltweit. Und das muss weiter gefördert werden“ ist Steinke überzeugt. Die Partner in Celle und Sumy planen deshalb in jedem Fall, auch nach Abschluss des Projektes Urban X-Change Network weiter zusammenzuarbeiten. Eine gemeinsame Willenserklärung hierzu unterzeichneten beide Seiten vor Kurzem bei einer Abschlussveranstaltung in Celle. 

Über das Projekt Urban X-Change

Das durch das Auswärtige Amt geförderte Projekt Urban X-Change Network des Instituts für internationale Zusammenarbeit des DVV (DVV International) hat zum Ziel, die Zusammenarbeit und den Dialog von Städtepartnern und ihren Erwachsenenbildungseinrichtungen unter aktiver Beteiligung der Zivilgesellschaft zu stärken. Im Mittelpunkt des Projekts stehen grenzüberschreitende Kultur- und Bildungsaktivitäten der beteiligten Zentren und Einrichtungen im Rahmen der Agenda 2030 und ihrer 17 von der Weltgemeinschaft gesetzten Ziele für nachhaltige Entwicklung. Das Projekt Urban X-Change Network startete im September 2021 mit einer Pilotphase und Kooperationen zwischen deutschen Volkshochschulen und Erwachsenenbildungseinrichtungen in der Ukraine und Großbritannien. In der zweiten Phase des Projektes kamen weitere Partnerschaften mit Einrichtungen in den USA hinzu. Aktivitäten der Partner zu Themen wie Frieden, Migration, Integration und digitale Bildung wurden gefördert.

Mehr zum Urban X-Change Network unter www.urbanxchange-network.org/  (Öffnet in einem neuen Tab)

 

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Bildnachweise

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