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Deutscher Volkshochschul-Verband

vhs Offenburg: "Zentrale Maßnahme zur Verbesserung unserer Situation wäre der Bürokratieabbau"

Momentan steigen die Zahlen Schutzsuchender in den Erstaufnahmeeinrichtungen sowie Geflüchteter aus der Ukraine. Das Integrationskurssystem des Bundes ist am Ende seiner Ausbaukapazitäten. In unserer Serie #Warteschlange Integration lassen wir vhs zur aktuellen Lage im Integrationskursbereich zu Wort kommen.

Anne-Katrin Stolle, Leitung Institut für deutsche Sprache der vhs Offenburg

Teil 2: Anne-Katrin Stolle, Leitung Institut für deutsche Sprache der vhs Offenburg

Teil 2 unserer Reihe #WarteschlangeIntegration: Anne-Katrin Stolle vom Institut für deutsche Sprache der vhs Offenburg verdeutlicht, wie hoch die Anforderungen für Einrichtungen gerade sind und warum die Integrationskurse gleichzeitig so wichtig sind.

Wie ist die aktuelle Lage im Integrationskursbereich bei Ihnen vor Ort?

Seit Anfang des Jahres 2023 haben wir insgesamt in Offenburg und unseren Außenstellen 21 Integrationskurse begonnen, so dass wir in 2023 bisher über 400 Personen einen Platz im Integrationskurs schaffen konnten. Bis Juli 2023 werden wir mit neun weiteren Integrationskursen starten. 

In Summe laufen am IDS Offenburg derzeit 51 Integrationskurse parallel, darunter auch Alphabetisierungs- und Zweitschriftlernerkurse, mit über 850 Teilnehmer*innen. Im letzten Jahr haben wir den ersten Integrationskurs online gestartet. Inzwischen läuft der dritte Integrationskurs online ab Modul 1 über zoom und unter Einbezug der vhs.cloud als Lernmanagement-System. Unsere engagierten und erfahrenen Lehrkräfte nehmen die neuen Herausforderungen mit einer Vielzahl an Teilnehmer*innen sehr gut an. Wir haben nach wie vor eine sehr hohe Nachfrage nach Plätzen im Integrationskurs. Die meisten Personen kommen aus den Herkunftsländern Ukraine, Afghanistan, Syrien, Türkei und Rumänien. Alle Personen sind sehr motiviert und schließen den Integrationskurs mit dem „Deutschtest für Zuwanderer“ und dem Test „Leben in Deutschland“ ab. Viele Teilnehmer*innen möchten im Anschluss mit B2 weitermachen.

Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, sind wir kontinuierlich auf der Suche nach neuen Kursleiter*innen und Räumen. Darüber hinaus haben wir neue Mitarbeiter*innen in der Verwaltung eingestellt und arbeiten im Hinblick auf die Antragstellung für Integrationskurse zukünftig noch enger mit der Migrationsberatung zusammen. 

Wie hat sich die Auslastung der Kurse in den vergangenen Monaten verändert?

Im Vergleich zu 2019 hatten wir im Jahr 2022 ca. 10% mehr Integrationskurse und rund 30% mehr Teilnehmer*innen in den Kursen. Als im Frühjahr 2022 die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie fielen, konnten wir wieder mehr Teilnehmer*innen zu den Kursen zulassen, was mit der gestiegenen Nachfrage durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine dringend nötig war. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, haben wir – wo räumlich möglich – Kurse mit bis zu 25 Teilnehmer*innen. In der Regel beginnen wir unsere Integrationskurse mit 18 bis 22 Teilnehmer*innen.

Welche konkreten und unmittelbaren Maßnahmen würden zu einer Verbesserung der Situation beitragen?

Räumlich sind wir durch kurzfristige Anmietungen und damit verbundenen Investitionen sehr gut aufgestellt. Allerdings sind wir kontinuierlich auf der Suche nach neuen Kursleiterinnen und Kursleitern mit BAMF-Zulassung. Die Erleichterungen des BAMF reichen leider bei Weitem nicht aus, um unseren Bedarf an neuen Kursleiter*innen zu decken. Wünschenswert wäre die Möglichkeit von Einzelfallprüfungen des BAMF für Kursleiter*innen, mit denen wir schon seit einigen Jahren zusammenarbeiten und die unserer Einschätzung nach die Zulassung erhalten sollten. Gerade auch, da Offenburg kein Hochschulstandort für DaF/DaZ ist, können wir von der sehr zu begrüßenden Erleichterung bei der Zulassung für DaF-Studierende leider nicht profitieren.

Eine weitere zentrale Maßnahme zur Verbesserung unserer Situation wäre der Bürokratieabbau seitens des BAMF. Unsere Verwaltung könnte so viel mehr Leistung erzielen und effizienter arbeiten, wenn die bürokratischen Vorgaben nicht so detailreich und vielfältig wären. Wir könnten unsere Kräfte wesentlich besser im Sinne unserer genuinen Aufgabe für unsere Teilnehmer:innen und Kursleiter*innen einsetzen.

Warum sind die Integrationskurse (und ggf. Erstorientierungskurse) wichtig für Ihre Volkshochschule und welche Erfolgsgeschichten gibt es?

Wir möchten allen Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen und Ländern zu uns kommen, ein gutes Ankommen in der Gesellschaft hier vor Ort ermöglichen. Dazu gehört das Erlernen der deutschen Sprache ebenso wie das Wissen über unsere Gesellschaft, Strukturen, Kultur, Werte und über das politische demokratische System in der BRD. Der tägliche Kontakt mit Personen aus aller Welt erleben wir als Einrichtung als sehr bereichernd und möchten den Zugang zu den anderen Angeboten der Volkshochschule und das Aufeinandertreffen und das gemeinsame Lernen verschiedener Gruppen unserer Gesellschaft fördern. Aus diesem Grund führen wir im Rahmen des Orientierungskurses regelmäßig Exkursionen in die anderen Bereiche der Volkshochschule und in die Kunstschule durch. Unser Ziel ist es, dass die Volkshochschule in ihren Angeboten, Mitarbeiter*innen und Teilnehmer*innen bunter, diverser, fröhlicher wird.

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Bildnachweise

  • Iris Rothe