In Afghanistan herrscht seit 2021 erneut Krieg, weil die Taliban an die Macht gekommen sind. Eine andere Ausrichtung des Islam (Abdullah gehört einer weltoffenen und gleichberechtigten Ausrichtung an) reicht schon als Grund, um von den Taliban angegriffen zu werden. Haut rasieren, Haare schneiden, die Art der Bekleidung, Schule und Bildung für Frauen waren der Grund für die Flucht von Abdullah mit seinem Bruder und der Mutter.
Sein Vater verstarb 2018 mit 60 Jahren. 20 Jahre zuvor waren die Taliban schon einmal an der Macht. Abdullahs Vater arbeitete damals in der Stadtverwaltung. Er trug gewöhnlich einen Anzug und Krawatte, das war so üblich. Die Taliban schlugen ihn so heftig, dass er eine schwere Kopfverletzung erlitt, schwer erkrankte und letztendlich auch daran starb.
Als dann 2021 die Taliban erneut die Macht übernahmen, begann Abdullahs Flucht mit Bruder und Mutter. Es dauerte 6 Monate, bis Abdullah mit seiner Mutter Deutschland erreichte, sein Bruder kam erst vor kurzem an.
Die ersten 10 Monate in Deutschland lebte er in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen, dort hat er keinen Deutschunterricht erhalten. Alle jungen Männer aus Afghanistan müssen lange Zeit in diesen Einrichtungen leben. Seine Mutter kam nach einer Operation in eine Unterkunft nach Hanau, wo Abdullah sie regelmäßig besuchen konnte.
Weil seine Mutter schwer krank blieb, wurde er auch nach Hanau transferiert. Dort lebten sie gemeinsam in einer Flüchtlingsunterkunft.
Nach weiteren 5 Monaten durfte er einen Integrationskurs absolvieren. Diesen machte er an der vhs Hanau. Nach 8 Monaten schloss er am 19.04.2024 mit einem B1-telc-Zertifikat ab.
Er hat in dieser Zeit auch die Lernwerkstatt Hanau intensiv genutzt.
Im Juni 2024 begann er dann in der Quartierswerkstatt Garten- und Landschaftsbau, die er seither besucht. Auch das ist ein Angebot der vhs Hanau.
Durch die gute Vernetzung der Projekte der vhs Hanau hat sich Abdullah immer gut weiterentwickeln können. Die persönliche Beratung in der Lernwerkstatt hat ihn auf das Projekt der Quartierswerkstätten Hanau aufmerksam gemacht.
Diese nimmt er mit ihrer Ausrichtung einer engen sozialpädagogischen Begleitung der Teilnehmenden als sehr bereichernd wahr. Er hat viel persönliche Hilfe erhalten, zum Beispiel auch bei der Anerkennung seiner afghanischen Abschlüsse in Deutschland oder bei formellen Fragen beim Umzug in eine eigene Wohnung.
Abdullah träumt davon, zuerst für die Stadt und später vielleicht mit einem eigenen Betrieb im Garten- und Landschaftsbau zu arbeiten. Noch ist die Sprache schwer für ihn, aber er kann sich schon sehr viel besser verständigen als noch vor einem Jahr. Als nächstes möchte er ein Praktikum absolvieren und bewirbt sich bei verschiedenen Betrieben für eine Stelle als Gärtner.