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Deutscher Volkshochschul-Verband

Deutsch lernen, Freundschaft schließen, Spaß haben

Dieser Projektbericht stammt aus der vergangenen Förderphase (2018-2022) von "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung". Es sind daher konzeptionelle Abweichungen im Vergleich zur aktuellen Förderrichtlinie möglich.

„Du musst unbedingt weiter singen“, sagt Bürgermeisterin Angelika Birk, Bildungsdezernentin der Stadt Trier. Mit ihrem Appell an die 13-jährige Arlinda aus dem Kosovo spricht sie den rund 50 Anwesenden aus dem Herzen. Denn die sind ganz verzaubert von Arlindas schöner Stimme. Kurz zuvor hat sie im Duett mit dem 17-jährigen Emanuel aus Nigeria und mit Gitarrenbegleitung des Deutschdozenten Fabian Lang den Rihanna-Hit „Four Five Seconds“ vorgetragen. Bei der Abschlussveranstaltung im Bürgerhaus Trier-Nord offenbart der talentCAMPus der Volkshochschule Trier so die Talente seiner Teilnehmer.

Positive Lernerfahrungen für Kinder und Jugendliche aus geflüchteten und Zuwandererfamilien

talentCAMPus heißt das Ferienbildungskonzept des Deutschen Volkshochschul-Verbands. Seit 2013 ist es Teil des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will mit diesem Programm benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu neuen, positiven Lernerfahrungen verhelfen.

Die Volkshochschule Trier hat in den Sommerferien erstmals einen talentCAMPus für junge Flüchtlinge und Zuwanderer angeboten. 42 Kinder und Jugendliche aus rund einem Dutzend verschiedener Herkunftsländer haben teilgenommen.  Einige von ihnen leben erst seit ein paar Wochen in Deutschland, andere bereits seit anderthalb bis zwei Jahren.  Während der zehn Campustage haben alle ihre Deutschkenntnisse weiter verbessert. „Die Jungs und Mädels sind wirklich fit“, lobt Fabian Lang, der die Fortgeschrittenen unterrichtet hat. Sie hätten Aufgaben bestanden, die selbst Muttersprachler an den Rand ihres Verständnisses brächten.

Ich wünsche mir mehr talentCAMPus-Projekte hier in Trier und Umgebung. Hier begegnen sich Kulturen und gestalten das Miteinander. Davon können wir viel lernen. Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Beweggründen nach Deutschland, aber die Hauptsache ist, dass sie da sind, hier ihre Stärken und Fähigkeiten entdecken und Perspektiven entwickeln.

Angelika Birk, Bildungsdezernentin und Bürgermeisterin der Stadt Trier.

Deutsche Sprache, schwere Sprache – mit Spaß vermittelt

Neuankömmlinge haben mit Hilfe von Ute Claus de Amezaga gelernt, sich auf Deutsch vorzustellen. Andere, die Deutsch zwar schon gut verstehen, aber noch nicht so gut sprechen können, haben Fantasietiere gemalt. Bei der Abschlussfeier erläutern sie dem Publikum ihre Bilder. Wer Begriffe wie „Eichhörnchenschwanz“ und „Schildkrötenpanzer“ aussprechen kann, ist für die Umgangssprache schon ganz gut gewappnet.e

Ihre Dozentin Francesca Schneider studiert Lehramt und gibt auch an Schulen auf Honorarbasis Deutschunterricht. Bewusst hat sie darauf verzichtet, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf deren Fluchterlebnisse anzusprechen. „Diese Geschichten kamen nur zur Sprache, wenn die Jungen oder Mädchen das selbst wollten. Ansonsten ging es darum, Deutsch zu lernen, Freunde zu finden und Spaß zu haben“, sagt sie.   

Tanzen mit neuen Freunden

Ob die Kinder und Jugendlichen aus Syrien stammen oder aus der Ukraine, aus Rumänien oder Nigeria, aus Russland oder Afghanistan – beim talentCAMPus haben sie einen Draht zueinander gefunden. „Ich tanze hier mit meinen neuen Freunden“, freut sich Antonio aus Rumänien, ein wahres Tanz-Talent. Überraschend viele Jungs sind während des talentCAMPus in den Tanz-Workshop von Helder Rodriguez gestürmt. Gemeinsam haben sie eine Choreographie entwickelt, die folkloristische Elemente aus den verschiedenen Herkunftsländern enthält, die Flucht und den Verlust der Heimat als biographischen Tiefpunkt darstellt, die aber auch zeigt, wie sich alle wieder aufrichten und gemeinsam etwas Neues entwickeln.

„Sie bringen so viel mit. Es ist schön, dass sie alle hier sind“, sagt Katharina Moik vom Jugendmigrationsdienst der Caritas. Aus ihrer Beratungstätigkeit kennt sie die Teilnehmer persönlich und hat den Kontakt zur vhs Trier hergestellt.

Viele Geschwister sind darunter. Fast alle leben inzwischen in regulären Wohnungen in umliegenden Orten des Landkreises, nicht mehr in der Erstaufnahmeeinrichtung im Trierer Norden.

Für jene, die erst mit Beginn des neuen Schuljahres eine Schule besuchen können, nimmt der talentCAMPus ein wenig die Angst vor dem neuen Lebensabschnitt. Andere sind bereits gut im deutschen Schulsystem angekommen, bereiten sich zum Teil bereits aufs Abitur vor. „Die Lernbereitschaft ist enorm. Bildungsangebote werden von den Kindern und Jugendlichen meist mit großem Engagement wahrgenommen“, sagt Katharina Moik.

Große und kleine Leuchtkunstwerke

Mit der Künstlerin Ija Daubenspeck haben einige Kinder und Jugendliche große und kleine Leuchtobjekte angefertigt. Beim Abschlussfest fallen ein großer Drache und ein Schmetterling ins Auge, das Herz ist ein wiederkehrendes Motiv. Einige Teilnehmer haben im Trommel-Workshop von Matthias Koch die musikalische Eröffnung der Feier einstudiert.

„Ich bin absolut begeistert! Nur zwei Wochen und so viele schöne Dinge geschafft! Respekt!“, lobt Bürgermeisterin Birk. Ein schönes Kompliment für die VHS-Projektleiterin Gisela Sauer und vor allem für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Kulturen begegnen sich

„Ich wünsche mir mehr talentCAMPus-Projekte hier in Trier und Umgebung“, so die Bürgermeisterin. „Hier begegnen sich Kulturen und gestalten das Miteinander. Davon können wir viel lernen. Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Beweggründen nach Deutschland, aber die Hauptsache ist, dass sie da sind, hier ihre Stärken und Fähigkeiten entdecken und Perspektiven entwickeln.“

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