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Deutscher Volkshochschul-Verband

Mäh! - Eine Herde macht Theater

Dieser Projektbericht stammt aus der vergangenen Förderphase (2018-2022) von "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung". Es sind daher konzeptionelle Abweichungen im Vergleich zur aktuellen Förderrichtlinie möglich.

Eine Gruppe Kinder sitzt mit grauen Schlapphüten aus Filz auf der Bühne und spielt mit so genannten Boomwhackers – bunten Kunststoffröhren, die durch Aufeinanderschlagen eigentümliche Töne von sich geben – einen Rhythmus: So beginnt das Theaterstück, das 19 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren im Rahmen des talentCAMPus-Projekts „Mäh! – Eine Herde macht Theater“ gemeinsam in den Herbstferien 2019 entwickelt und auf die Bühne gebracht haben. Ziel war es, mit dem Stück die bald beginnende Adventszeit einzuläuten. Aber wie kommt man auf die Idee, ein Theaterstück ausgerechnet über Schafe aufzuführen?

Umherziehende Schafsherden waren in der ländlichen Gegend Muldental in der Nähe von Leipzig in früheren Zeiten ein alltäglicher Anblick. Die Tiere betrieben Landschaftspflege, indem sie das Gras kurz hielten, und stabilisierten mit ihrem Getrampel die Dämme des immer mal wieder über seine Ufer tretenden Flüsschens Mulde. Dieser lokal verwurzelten, jedoch immer seltener werdenden Kulturpraxis wenden sich die Jungen und Mädchen in Muldental mit ihrer ganz persönlichen Weihnachtsgeschichte zu, indem sie sich fragen: Wie haben die Schafe die Weihnachtsgeschichte eigentlich erlebt und wie fühlen sie sich, wenn die Hirten einfach verschwinden, um in die Stadt zu eilen und das Jesuskind zu begrüßen?

In szenischen Dialogen, Rap-Sequenzen und pantomimischen Darstellungen hauchen die jungen Talente ihren jeweiligen Charakteren, Schafen wie Hirten, Leben ein. Die Reaktionen der Herdentiere auf die Entdeckung eines neuen, hellen Sterns und die Tatsache, dass ihre Hirten sie einfach zurückgelassen haben, reichen von überängstlich über besserwisserisch bis verfressen. Texthänger, Lachanfälle und Babygeschrei aus dem Publikum werden souverän in die Handlung eingebaut, und nach einem Intermezzo mit hungrigen Wölfen sind die braven Schafe wieder in Sicherheit und mit ihren Hirten vereint. Zum Schluss steht noch einmal die musizierende Gruppe mit Boomwhackers, Cajons und Keyboard im Mittelpunkt.

Das Publikum ist begeistert: Neben Verwandten und Bekannten der talentCAMPus-Teilnehmer*innen applaudieren auch Mitarbeiter*innen der Bündnispartner und einige lokal ansässige Berufsschäfer mit, fordern Zugaben ein und stellen den Talenten in der anschließenden Gesprächsrunde Fragen zur Entstehung des Stücks, der musikalischen Darbietung, der Kostüme und des Bühnenbildes sowie zu Höhepunkten und Pannen während der Probearbeiten. Die Kinder erzählen, wie sie bei der Entwicklung der einzelnen Szenen auf die Idee kamen, dass Chicken Nuggets die absolute Leibspeise der verkörperten Schafe sein könnten, und wie sich dieses Motiv durch die gesamte Probenzeit zog und immer wieder für Lacher sorgte. So verwundert es nicht, dass sich das gesamte Team im Nachgang noch einmal zum Abendessen traf – und zwar natürlich mit jeder Menge Chicken Nuggets.

Somit haben die teilnehmenden Mädchen und Jungen nicht nur Erfahrungen mit kreativem Schreiben, Schauspielerei, Musizieren textilem Gestalten und Handwerk sammeln können. Sie haben auch erlebt, wie viel Freude es machen kann, in Team-Arbeit Ideen zu entwickeln, sie in die Tat umzusetzen und für das gemeinsam Erreichte Anerkennung zu bekommen.

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