Inhalt
Einleitung
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Rahmenbedingungen von Bildung, Organisation und Kommunikation an Volkshochschulen durch den gesellschaftlichen Wandel, den KI in noch unbekanntem Ausmaß auslöst. Denn mit dem Einsatz KI-gestützter Systeme entstehen nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch neue Herausforderungen, etwa im Hinblick auf Teilhabe und soziale Gerechtigkeit.
Während Digitalisierung den zunehmenden Einsatz z.B. digitaler Medien und Plattformen im Unterricht und in Prozessen der Einrichtung bedeutet, ist KI eine spezialisierte Technologie innerhalb der Digitalisierung. KI ermöglicht dabei die intelligente und personalisierte Unterstützung im Lehr-/Lernprozess, aber auch effektiveres Arbeiten in den Einrichtungen. Mögliche Beispiele sind: Programmplanende nutzen KI-gestützte Analysen, um Angebote zu entwickeln, die sich an den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmenden orientieren. Kursleitungen setzen KI-Tools ein, um individuelle Lernfortschritte zu verfolgen oder personalisierte Lernmaterialien bereitzustellen. Mit der schnellen Entwicklung von KI entstehen neue Formen der Wissensvermittlung, etwa durch KI-Assistenten, automatisierte Beratung oder selbstständig agierende Lernangebote. Auch das hat Folgen für die Weiterbildung.
Um den Einsatz von KI gezielt zu gestalten, braucht es Orientierung und eine Strategie für die eigene Einrichtung. Die folgenden Handlungsempfehlungen benennen zentrale Einsatzfelder und Anforderungen für den Umgang mit KI in der vhs – in der Bildungsarbeit, im Marketing und in der Organisation.
KI in der Organisation
Über Bildungsangebote im Bereich Digitales hinaus, stehen Volkshochschulen vor der Herausforderung auch ihre eigenen Prozesse zu digitalisieren. Organisationsstrukturen und Prozessabläufe, Verwaltungsorganisation, interne und externe Kommunikation, Vernetzung sowie Arbeitsplatz- und Arbeitszeit-Organisation können und müssen durch digitale Instrumente optimiert und an die Erfordernisse einer digitalisierten Gesellschaft angepasst werden. KI hat dabei das Potenzial, Prozesse in allen Bereichen der Organisation effizienter und effektiver zu gestalten: Datenmanagement, Buchhaltung und Rechnungswesen, Programmplanung, Kundenservice u.a.
Gleichzeitig erfordert der Einsatz von KI an Volkshochschulen – gleich in welchem Handlungsfeld – die Beachtung und Umsetzung besonderer rechtlicher und organisatorischer Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, etwa in folgenden Bereichen:
- Rechtliches (EU AI Act, DSGVO, Urheberrecht, Lizenzrechte)
- Datensicherheit
- Daten, Prozesse und Tools in allen Teilbereichen der Organisation müssen KI-fähig
- aufbereitet und gestaltet werden
- KI-Kompetenz von Mitarbeitenden und Kursleitungen, Wissensmanagement, Ermöglichung von Experimentierräumen
- ökologische Nachhaltigkeit
- Ethische Dimensionen bei der KI-Nutzung
Deshalb erfordert der Einsatz von KI-Systemen in Volkshochschulen eine gezielte Handlungsstrategie, bspw. in Form einer hausinternen KI-Richtlinie. In dieser sind insbesondere Themen wie Datenschutz, Transparenz, Haftung, Urheberrecht und Risikoeinschätzung aufzugreifen. Darüber hinaus sollte darin vereinbart werden, dass KI-Werkzeuge immer nur eine Assistenz und Unterstützung für vhs-Mitarbeitenden sind und diese nicht ersetzen. Im Sinne des Artikel 4 der europäischen KI-Verordnung ist es essenziell, vhs-Mitarbeitende regelmäßig weiterzubilden, um ihre Kompetenz im Umgang mit KI-Systemen zu stärken und angemessen auf neue Möglichkeiten und Risiken reagieren zu können
Weiterführende Links zum Handlungsfeld "KI in der Organisation"
KI als Bildungsthema an Volkshochschulen
Die digitale Transformation stellt Volkshochschulen vor neue Herausforderungen und eröffnet zugleich vielfältige Chancen. Ein Arbeitsschwerpunkt der Volkshochschulen ist dabei die Förderung von KI-Kompetenzen von Kursteilnehmer*innen. Ziel ist es, digitale Teilhabe zu sichern und Räume zu schaffen, in denen Teilnehmende sich ausprobieren und austauschen können.
Es ist dabei wichtig, sämtliche Wissensstufen zu berücksichtigen. Kompetenzraster, wie der DigComp Referenzrahmen (Öffnet in einem neuen Tab) können Orientierung dabei bieten. Volkshochschulen können für Kursteilnehmer*innen sichere Projekt- und Experimentierräume einrichten, um praktische Erfahrungen mit KI-Tools zu sammeln. Wenn diese Räume niedrigschwellig und praxisnah gestaltet sind, werden Hemmschwellen beim Zugang abgebaut. Besonders wichtig ist es, den Bezug zum Alltag der Lernenden herzustellen. Auch in ländlichen Regionen sollten Lernorte aktiviert werden, um eine flächendeckende digitale Bildung zu ermöglichen.
Als Querschnittsthema gehört die Beschäftigung mit KI sowie die kritische Einordnung in Bezug auf Ethik, Bias, Datenschutz und Nachhaltigkeit in alle Programmbereiche der Volkshochschulen und in die Zusammenarbeit mit Kursleitungen. Die Schulung von Multiplikator*innen und die Aktivierung vorhandener Netzwerke können zu einer erfolgreichen Integration von KI auf allen Ebenen beitragen.
Die Entwicklung von KI-Kompetenzen erfordert eine umfassende Planung und langfristige Strukturen. Durch die Sicherstellung digitaler Teilhabe, die Schaffung von Experimentier- und Austauschräumen sowie die kritische Einordnung von KI kann eine erfolgreiche digitale Transformation gelingen. Ziel ist eine nachhaltige und inklusive Bildung, die alle Teilnehmenden befähigt, bewusst und informiert Entscheidungen im Umgang mit KI zu treffen.
Weiterführende Links zum Handlungsfeld "KI als Bildungsthema an Volkshochschulen"
Einsatz von KI in Bildungsprozessen
In Umsetzung von Volkshochschul-Angeboten gewinnt der Einsatz von KI zunehmend an Bedeutung. Ein zentraler Aspekt ist die autonome individuelle Lernförderung: KI kann eigenständig Lernpfade entwickeln, die auf die persönlichen Stärken, Lebenswelten und Lernbedarfe der Teilnehmenden abgestimmt sind.
Bei der Vorbereitung des Unterrichts unterstützt KI z.B. bei der Anpassung und Aufbereitung von Materialien und der Berücksichtigung verschiedener Lernniveaus (Binnendifferenzierung). Für die Kursleitungen kann weitere Entlastung entstehen, wenn KI bei der Korrektur von Aufgaben oder Tests hilft und die Dokumentation und Evaluation von Lernfortschritten unterstützt.
Insgesamt kann der Einsatz von KI in der vhs-Lehre dazu beitragen, den Unterricht effizienter, personalisierter und flexibler zu gestalten, um Lernenden bestmögliche Unterstützung auf ihrem Bildungsweg zu bieten.
Weiterführende Links zum Handlungsfeld „Einsatz von KI in Bildungsprozessen“
KI im vhs-Marketing
Volkshochschulen stehen immer stärker vor der Herausforderung, auf dem Weiterbildungsmarkt sichtbar zu sein und zu bleiben. KI-basierte Werkzeuge können Volkshochschulen unterstützen, ihren Auftritt in der Öffentlichkeit zu verstärken und zu professionalisieren.
Im Marketing kann KI Volkshochschulen zum Beispiel dabei helfen,
- Texte, Bilder und Videos zu generieren, von der Gestaltung eines Flyers bis zum zielgruppengerechten Ausschreibungstext,
- Marketing-Instrumente wie etwa Suchmaschinenoptimierung zu nutzen, Standard-Fragen zu beantworten und durch Kursempfehlungen die Kund*innenbindung zu stärken, etwa über einen Chatbot auf der Website,
- Inklusion und Vielfalt zu erhöhen, z.B. durch die Ausgabe von Texten in einfacher Sprache oder Fremdsprachen,
- vorhandene Daten zu Kursbuchungen etc. auszuwerten und für die Planung zu nutzen,
- Marketing-Strategien für bestimmte Zielgruppen oder Themen im Dialog zu entwickeln.
Nicht zuletzt kann KI auch dabei helfen, die eigenen Marketing-Prozesse bzw. -Maßnahmen zu analysieren, evaluieren und weiterzuentwickeln.
Wie in allen Handlungsfeldern gilt es auch im Marketing, die kritischen Auswirkungen von KI im Blick zu behalten, beispielsweise die Entwicklung von Filterblasen, die durch algorithmenbasierte Empfehlungen entstehen, und deren Folgen auf die Sichtbarkeit von Angeboten der Volkshochschulen.
Weiterführende Links zum Handlungsfeld „KI im vhs-Marketing“
Weitere Informationen:
Dieses Papier wurde im Bundesarbeitskreis Erweiterte Lernwelten von Dr. Julia Gassner, Maresa Getto, Mathias Repka, Christina Münster, Dr. Beate Benndorf-Helbig und Christina Bellmann erstellt. Es soll zur Reflexion anregen und Volkshochschulen bei der Entwicklung einer eigenen Strategie im Umgang mit KI unterstützen.
*Die weiterführenden Links für die einzelnen Handlungsfelder wurden von Christiane Carstensen zusammengestellt, Mitgründerin der Denkfabrik Dase & Carstensen Bildungs.Consulting. Sie ist Mitherausgeberin des kostenfreien Branchenbrief 51° Nord, der aktuelle Entwicklungen zu KI in der Erwachsenenbildung einordnet.