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Deutscher Volkshochschul-Verband

RESPECT! – Politisches Theater in Brandenburg

Wie kann ich mich in Konfliktsituationen verhalten? Wie kann ich mich mit anderen solidarisieren oder ihnen helfen? Im Theaterworkshop der Volkshochschule Brandenburg an der Havel entwickelten Jugendliche gemeinsam spielerisch Lösungswege für diese Fragen.

von Katharina Reinhold

Kinder und Jugendliche stehen im Alltag vor vielen Herausforderungen. Neben Mobbing in der Schule werden einzelne Kinder von Anderen ausgenutzt oder ausgegrenzt und manchmal können Meinungsverschiedenheiten eskalieren. Auch auf dem Schulweg oder in ihrer Freizeit können Kinder und Jugendliche in Konfliktsituationen geraten – und wissen dann oft nicht, wie sie reagieren sollen. Der einwöchige Ferien-Theaterworkshop „RESPECT! – Politisches Theater mit Augusto Boal“ im August 2021 stärkte die teilnehmenden Jugendlichen darin, selbst Lösungen zu finden und mit Respekt, Toleranz und Solidarität zu agieren.

Konfliktlösung – mit Theater

Eine Kinobesucherin wird von einem anderen Gast rassistisch beschimpft und aufgefordert, den Saal zu verlassen. Die anderen Kinogäste reagieren nicht. – Dies ist eine der Szenen, die im Workshop entstanden und bearbeitet wurden.

Nach einer Kennenlernphase und verschiedenen Theater-Übungen entwickelten die sechs Teilnehmerinnen im Alter von 10 bis 14 Jahren selbst solche Spielszenen mit Konfliktsituationen, die zunächst kein zufriedenstellendes Ende haben. Dabei wird die Szene vorgespielt, dann gestoppt und wiederholt. Die Jugendlichen diskutierten, wie die verschiedenen Beteiligten ihr Verhalten verändern könnten. Sie hatten die Möglichkeit, die Handlungen der Akteur*innen abzuwandeln, sodass ein anderes Ende eintritt. Dies konnte mehrmals geschehen, bis die jungen Teilnehmerinnen mit dem Ergebnis zufrieden waren. Dabei war es allerdings nicht möglich, das problematische Verhalten der „Täter*innen“ zu ändern – das wäre ja zu einfach... Doch durch die abgewandelten Reaktionen der anderen Beteiligten veränderte sich der gesamte Verlauf, was zum Teil auch Auswirkungen auf das weitere Verhalten der Täter*innen hatte.

Die Methode „Forumtheater“ geht auf den Brasilianer Augusto Boal zurück, der im Theater eine Möglichkeit sah, auf die Lösung sozialer und politischer Probleme hinzuwirken.

Jugendliche im Mittelpunkt

Den Veranstalter*innen war es sehr wichtig, dass die Teilnehmerinnen sich wohlfühlen, öffnen und einbringen konnten. Der Kursleiter, der Theater- und Medienpädagoge Nicolai Raab, legte viel Wert auf eine vertrauensvolle Atmosphäre und auf die Anliegen und Bedürfnisse der Mädchen. Diese konnten die Beispielsituationen selbst auswählen und weiterentwickeln und sich dabei selbst ausprobieren und hatten viel Spaß bei verschiedenen Übungen und Spielen, die der Vorbereitung der Theaterszenen dienten.

Zivilcourage für Gemeinschaftssinn

„Ziel des Workshops war es, dass die Teilnehmerinnen sich am Ende gewappnet fühlen für verschiedene konfliktbehaftete Situationen im Alltag und dass sie entspannter reagieren können, wenn Zivilcourage und Solidarität gefragt sind“, erzählt Isabell Pönichen, Lehrbereichsleiterin Mensch und Gesellschaft an der vhs Brandenburg an der Havel. Dazu trugen die Übungen mit den Theaterszenen und Änderungsmöglichkeiten bei.

Die Teilnehmerinnen haben im Theaterspiel erprobt, wie sie Zivilcourage, Solidarität und Respekt zeigen können. Dadurch, dass die Mädchen verschiedene Rollen einnahmen, setzten sie sich auch mit verschiedenen Perspektiven und Handlungsmotiven der Menschen in einer pluralen Gesellschaft auseinander.

Isabell Pönichen, Lehrbereichsleiterin Mensch und Gesellschaft an der vhs Brandenburg an der Havel

Thema des Workshops war es jedoch auch, darüber zu sprechen, wann es möglicherweise besser ist, Hilfe zu holen oder die Polizei zu rufen und sich in Sicherheit zu begeben, statt mutig einzugreifen.

Am Ende der Workshopwoche stellten die Teilnehmerinnen ihre Szenen dem Publikum – das pandemiebedingt nur aus ihren Familien bestand – vor. Jetzt waren die Zuschauer*innen gefragt, Änderungsvorschläge zu machen, die dann spontan von den jungen Schauspielerinnen umgesetzt wurden. Somit musste sich nun auch das Publikum Gedanken machen, wie man sich solidarisch und couragiert für ein friedlicheres Miteinander einsetzen kann, und sah, welche positiven Auswirkungen das haben kann.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Volkshochschule Brandenburg an der Havel / a.sophron
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