Inhalt anspringen

Deutscher Volkshochschul-Verband

Heute schon an Morgen denken

Die vhs Karlsruhe hat viele kreative Lösungen gefunden, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auch in der Corona-Krise Angebote zu machen. Sandra Müller-Buntenbroich, Fachbereichsleiterin im Team Kultur und JUKKS, berichtet im Gespräch über Kunst in der Mittagspause, Ferienkurse und einen Kreativ-Wettbewerb.

Frau Müller-Buntenbroich, wie sind Sie an der vhs Karlsruhe mit den Beschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie umgegangen?

Als die Beschlüsse zur Kontaktsperre und zur Schließung der Schulen und Volkshochschulen im Präsenzbetrieb kamen, haben wir zunächst alle Kurse bis Mitte April abgesagt. Zeitgleich wurden unsere Dozentinnen und Dozenten gefragt, ob und wie sie sich eine Online-Umsetzung der Angebote vorstellen könnten.

Welche Angebote sind dann online umgesetzt worden?

Einiges konnte recht schnell und einfach in digitale Räume verlagert werden – zum Beispiel Bewegungsangebote wie Yoga, Pilates, Qigong etc. Auch Kurse im EDV- und Foto-Bereich lassen sich gut online umsetzen.

Haben Sie auch neue Formate entwickelt?

Ja. Wir haben eine beliebte Frauen- und Seniorenakademie mit kulturellen Angeboten. Wir wussten, dass die Teilnehmenden ihre Kurse und Treffen sehr vermissen würden und haben uns neue Formate ausgedacht. So gibt es neben Online-Angeboten zum kreativen Schreiben nun die „Mittagslese“: In der Mittagszeit werden in 30 Minuten ein Gedicht und dessen Autor*in per Videostream vorgestellt. Die Teilnehmenden können die einzelnen Streams für zwei Euro buchen. Zweimal wöchentlich gibt es in der Mittagszeit auch das „Kunst-Café“, bei dem in 30 Minuten ein Kunstwerk und der Künstler oder die Künstlerin präsentiert werden. Normalerweise bieten wir unter dem Titel „Kunsttrip in der Mittagspause“ einmal monatlich ein Treffen an, bei dem eine künstlerische Arbeit vorgestellt wird. Dies haben wir nun in ein Online-Format umgewandelt und die Angebote werden gut angenommen.

Welche Angebote gibt es speziell für junge Menschen?

Wir waren zunächst skeptisch, ob Online-Angebote für Kinder und Jugendliche sinnvoll sind und haben dann doch den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Im Rahmen der Osterferien wurden nachmittags einige Kurse, zum Beispiel Zeichen- und Trickfilmkurse, angeboten – einige davon auch kostenfrei. Die Online-Kurse wurden ganz gut angenommen, vor allem vor und während der Osterferien. Danach hat die Schule die Kinder wieder stärker in Anspruch genommen. Auch in den Pfingstferien gibt es wieder Online-Angebote. Die Kursplanung für die Sommerferien ist dagegen noch mit Unsicherheiten verbunden: Bei einigen Angeboten haben wir wegen der Hygiene- und Abstandsregeln die Teilnehmer*innenzahl verringert, andere werden online stattfinden, manche müssen komplett ausfallen. Manche Kurse werden vormittags in Präsenz stattfinden und nachmittags online, sodass die Teilnehmenden wählen können. Normalerweise bieten wir in den Ferien eine Randzeitbetreuung an, so können Kinder von morgens bis abends bei uns sein. Das ist in diesem Jahr nicht möglich.

Sie haben im Frühjahr einen Kreativ-Wettbewerb ausgerufen. Worum ging es dabei?

Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren waren aufgerufen, Kunstwerke zum Thema „Heute schon an Morgen denken“ zu schaffen. Das war eine Idee unserer FSJlerin Jasmin Hagedorn, die ein künstlerisches Projekt zum Thema Nachhaltigkeit machen wollte. Die Frage, wie wir unsere Erde und unsere Umwelt schützen können, ist eine der drängendsten unserer Zeit und beschäftigt auch sehr viele Kinder und Jugendliche. Wir sind jetzt gespannt auf die künstlerischen Auseinandersetzungen mit diesem Thema.

War das ein „Corona-Projekt“ – also aus der Not geboren?

Nein, wir haben auch schon früher solche Wettbewerbe umgesetzt. Die Kinder haben dann ihre Werke vorbeigebracht, auch großformatige Sachen. Das war allerdings dieses Jahr nicht möglich. Stattdessen haben wir sie aufgefordert, digitale Fotos von ihren Arbeiten einzusenden und einen kurzen Text darüber zu schreiben, was sie damit ausdrücken möchten. Die Kunstwerke werden wir im Sommer in einer Online-Ausstellung veröffentlichen, und es wird auch Preise geben. Wir hoffen, dass wir die Arbeiten später im Jahr auch noch in einer „richtigen“ Ausstellung in unserer Volkshochschule zeigen können.

Wie sind die Rückmeldungen zu den Online-Angeboten?

Ich habe nach den ersten Kurswochen die Familien angerufen und nachgefragt, wie es läuft. Die Rückmeldungen waren sehr gut. Wir haben sogar neue Teilnehmer*innen erreicht. Deren Eltern sagten mir, dass sie es sonst nicht schaffen würden, die Kinder wöchentlich zu den Kursen zu bringen, und dass diese noch nicht allein zur vhs kommen könnten, oder dass die Kurse einfach nicht in den Zeitplan der Familie passen. Durch die neuen Online-Angebote hatten diese Kinder überhaupt erst die Möglichkeit, an den Kursen teilzunehmen. Auch einige Erwachsene haben uns zurückgemeldet, dass die Anreise zum „Kunsttrip in der Mittagspause“ für sie stets zu beschwerlich gewesen sei und dass sie sich darüber freuen, nun von zu Hause aus teilnehmen zu können. Einige Teilnehmende in unseren Fotokursen finden die Online-Variante sogar besser und wollen es gern künftig so beibehalten.

Werden Sie auch in der Zeit „nach Corona“ verstärkt Online-Kurse anbieten?

Ja, ich denke einige Kurse werden wir künftig online und als Präsenzkurse anbieten, zum Beispiel EDV- und Fotokurse. Auch für Kinder und Jugendliche werden wir sicher weiterhin einige Online-Angebote im Kreativbereich schaffen. Kurse zur Abitur-Vorbereitung werden wir auch online anbieten – so können zum Beispiel auch Schüler*innen aus anderen Orten teilnehmen.

Das Gespräch hat Katharina Reinhold im Mai 2020 geführt.

Weitere Einblicke in die Praxis an Volkshochschulen

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Getty Images / Andrii Starunskyi
  • Getty Images / Imgorthand
  • Getty Images / Andrii Starunskyi