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Deutscher Volkshochschul-Verband

"Mit Angeboten dem Strukturwandel entsprechen"

Im Rahmen der ARD-Themenwoche Stadt.Land.Wandel haben wir Volkshochschul-Mitarbeiter*innen interviewt und sie zu den Themen struktureller und gesellschaftlicher Wandel befragt. Teil 1 mit Andrea Giesbert, Leiterin der vhs Pegnitz

Die ARD-Themenwoche 2021 "Stadt. Land. Wandel" möchte Denkanstöße geben, wie Transformation in den Regionen und in Deutschland gelingen kann. Und sie möchte Menschen dazu anregen, sich aktiv an der zukunftsfähigen Gestaltung des eigenen Lebensraums zu beteiligen. Die 900 Volkshochschulen in Deutschland sind offizieller Kooperationspartner und flankieren die ARD-Themenwoche durch Bildungsangebote und Initiativen. 

Die DVV-Redaktion hat im Rahmen der ARD-Themenwoche mit Volkshochschul-Mitarbeiter*innen in Stadt und Land gesprochen, die ihre Perspektive auf das Thema Strukturwandel darlegen. Den Anfang macht Andrea Giesbert. Sie ist Leiterin der Volkshochschule Pegnitz (Öffnet in einem neuen Tab) in Bayern.

Andrea Giesbert, Leiterin der vhs Pegnitz in Bayern

Wenn Sie das Stichwort „Gesellschaftlicher Wandel“ hören, was kommt Ihnen da in Bezug auf Ihre Situation vor Ort am ehesten in den Sinn?

Der gesellschaftliche Wandel zeigt sich aktuell in vielen Themen – allen voran ist er natürlich der Pandemiesituation geschuldet, aber auch die Themen Nachhaltigkeit, Energiewende, Demokratiebildung und Digitalisierung lenken die Gesellschaft gerade in neue Bahnen.

Inwieweit erwächst daraus eine Bildungsaufgabe (für Volkshochschulen)?

Aufgabe der Volkshochschulen ist es sicherlich, auf die Veränderungen zu reagieren und ein Bildungsangebot zu schaffen, das zu zukunftsfähigem Handeln befähigt – ganz gleich mit welchem Themenschwerpunkt.

Mit welchem Projekt/welchen Bildungsangeboten reagieren Sie gezielt auf diesen Bedarf (kurze Projektskizze, vorläufiges Fazit)?

Zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz planen wir seit einigen Semestern Veranstaltungen, die wir auch gesondert bewerben. Mit Vorträgen, aber vor allem auch Workshops sprechen wir diejenigen an, die sich an einer nachhaltigen Weiterentwicklung beteiligen wollen. Die Nachfrage ist gut, die Veranstaltungen finden in der Regel statt und müssen nicht mangels Beteiligung abgesagt werden. Auf die Veränderungen, die sich durch Corona ergeben haben, reagieren wir mit diversen Onlineangeboten. Allerdings setzt sich das bei unseren Teilnehmer*innen nur bedingt durch. Wir bieten ebenfalls Kurse zur Digitalkompetenz an – dabei sind die sehr gut besuchten Androidschulungen hervorzuheben. Ebenfalls werden Vorträge zur Demokratiebildung angeboten – die allerdings wegen zu geringer Anmeldungen oft nicht stattfinden können.

Wie eng sind Sie dabei mit Ihrer Kommune verzahnt? Gab es einen kommunalen Auftrag an Sie? Welches Feedback haben Sie erhalten? Welche Unterstützung wünschen Sie sich?

Wir sind eng mit unserer Kommune verzahnt – in einer Kleinstadt (rund 13 000 Einwohner*innen) ist das auch nötig und wichtig. Als Bildungseinrichtung vor Ort erfahren wir grundsätzlich großes Vertrauen in unsere Arbeit – der kommunale Auftrag zur Erwachsenenbildung wird von der vhs zum größten Teil abgedeckt. Schulhallen und andere Räume können wir unkompliziert und bürokratiearm nutzen. Konkrete Aufträge bekommen wir etwa zum Thema BNE. Wünschenswert wäre etwas mehr Feedback und die Teilnahme von Entscheidungsträgern (Stadtrat, Bürgermeister*in) an Bildungsveranstaltungen. 

Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich einer Volkshochschule im ländlichen Raum in Bezug auf strukturellen Wandel? Inwieweit prägen diese Ihr Angebot und Ihre Organisationsentwicklung?

Wie erläutert, versuchen wir mit unseren Angeboten den Tendenzen des Wandels zu entsprechen. In Bezug auf Digitalisierung und Demokratiebildung zeigen sich eindeutig Grenzen im ländlichen Raum. Bei der Digitalisierung durch fehlendes oder wenig stabiles Internet in einigen Regionen, aber auch durch die fehlende Bereitschaft, sich mit digitalen Medien etc. auseinander zu setzen. Das Thema der Demokratiebildung erscheint oft nicht niederschwellig genug (was es auch nicht immer sein kann). Ganz anders das Thema BNE. Hier erfahren wir zunehmend Zuspruch und Akzeptanz für neue Themenfelder und die Bereitschaft, sich mit den Auswirkungen von Klimawandel und anderen relevanten Themen auseinander zu setzen, steigt. Diese Angebote werden in Zukunft ausgebaut werden.

Wie können Volkshochschulen im ländlichen Raum das Thema „Diversität“ in ihr Programmangebot aufnehmen? Welche Herausforderungen gibt es dabei?

Diversität zeigt sich im ländlichen Raum in allen Bereichen, kann aber oft nicht explizit gefordert, lediglich gefördert werden. Unser vhs versucht, Angebote zu schaffen, die für viele Menschen zugänglich sind und diese auch so auszuschreiben – wir denken also die Vielfaltsdimensionen größtenteils mit. Durch persönliche Beratung oder Kursausschreibungstexte sollen etwa Menschen fremder Herkunft unsere Angebote nähergebracht oder etwa Menschen mit Einschränkungen bei Kurskonzepten berücksichtigt werden. Für spezielle Zielgruppen ist unsere Volkshochschule allerdings zu klein. Erfahrungsgemäß finden sich dann nicht genügend Interessierte. Unser Haus ist barrierefrei, wir hatten aber beispielsweise noch nie die Nachfrage nach einem Gebärdendolmetscher oder einer Höranlage. In Kooperation mit anderen Einrichtungen, wie etwa der Behindertenhilfe, dem Unterstützerkreis (für Geflüchtete) oder den Kirchen lassen sich Veranstaltungen gut durchführen.

Schwierigkeiten haben wir bei Verwendung einer gendergerechten Sprache – dafür ist im ländlichen Raum wenig Akzeptanz spürbar, eher offene Ablehnung. Ähnlich verhält es sich leider mit anderen genderrelevanten Themen.

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  • Volkshochschule Pegnitz