Familien in Deutschland stehen unter Druck. Zwei Drittel der Eltern minderjähriger Kinder fühlen sich laut einer aktuellen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts forsa häufig oder sogar sehr häufig gestresst. Fast 70 Prozent geben an, manchmal erschöpft oder ausgebrannt zu sein; 2019 waren es noch 55 Prozent. Auch der Anteil der Eltern, die sich in Stresssituationen mitunter niedergedrückt oder depressiv fühlen, hat erheblich zugenommen. 

Die Ursachen für die wachsende psychische Belastung von Eltern sind vielfältig. Corona, so machen neue Forschungsergebnisse deutlich, brachte ein Jahr Dauerstress, der auch zwischen den Lockdowns anhielt. Das wirkt nach. Aktuell empfinden Eltern die politische Lage, den Klimawandel und die Teuerung als besonders belastend. Darüber hinaus beobachten Eltern auch bei ihren Kindern zunehmend Anzeichen von Stress, den sie in erster Linie auf Leistungsdruck in der Schule oder der Ausbildung zurückführen.

„Stress bei den Eltern bringt Stress bei den Kindern mit sich“, sagt Andreas Obster, Leiter der vhs Saarlouis. Er sieht objektive und subjektive Gründe für den Druck, den Eltern empfinden: „Erziehung in Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen und veränderten familiären Strukturen ist eine enorme Herausforderung. Zudem stellen viele Eltern unerfüllbare Ansprüche an sich selbst und spüren einen hohen gesellschaftlichen Druck zwischen Familien- und Berufsleben, um allen gerecht zu werden.

Unsere Angebote in der Elternschule unterstützen Eltern dabei, Erziehungsaufgaben gelassener, aber auch reflektierter anzugehen. Dabei kooperieren wir eng mit der Kinderbeauftragten der Kreisstadt Saarlouis sowie erfahrenen Kinderpsychologinnen.“

Das Programm der Elternschule? „Evaluationen sowie die Gespräche mit Kita-Personal und Lehrkräften an Grundschulen zeigen immer wieder den Bedarf für die klassischen Konfliktfelder Hausaufgaben, Regeln für das Familienleben sowie Pubertät“, erläutert Andreas Obster. „Auch gegenwärtige globale Entwicklungen wie der Umgang mit Krisen oder wie man mit Kindern über Ängste, Krieg und Katastrophen sprechen kann, gehören dazu.“

In den aktuellen Veranstaltungen der Elternschule an der vhs Saarlouis geht es unter anderem um den Umgang mit emotionalen Schwankungen bei Kindern und Jugendlichen, um herausforderndes Verhalten und darum, wie Eltern den Spagat zwischen Beruf und Familie leichter bewältigen können.

Die Elternschule, ein Projekt der saarländischen Landesregierung, ist schon zwanzig Jahre alt. Ins Leben gerufen wurde sie unter dem Eindruck der ersten PISA-Studie im Jahr 2000. Die Idee: Erziehungshilfe für Eltern sollte bessere Lernbedingungen für Kinder schaffen.

Angesichts beunruhigender Ergebnisse in neuesten Studien zu den Leistungen von Grundschulkindern in Deutschland ist dieses Projekt hoch aktuell und nachahmenswert, findet Ulrike Heidenreich, Direktorin des Verbandes der Volkshochschulen des Saarlandes.

Außer der vhs Saarlouis beteiligten sich 2023 die Volkshochschulen in St. Ingbert, Lebach, Saarbrücken und Völklingen daran. Das Programm steht allen vhs im Land offen. Die Beantragung und den Abruf der Landeszuschüsse übernimmt dabei der Verband der Volkshochschulen des Saarlandes gebündelt für die einzelnen Volkshochschulen.

Die Angebote der Volkshochschulen leisten Erziehungshilfe, helfen Eltern aber auch zu erkennen, wann sie oder ihre Kinder weitergehende Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen sollten, zum Beispiel psychologische Beratung. Darüber hinaus tragen die Volkshochschulen unentbehrliche Informationen zum Kinder- und Jugendschutz in die Fläche. So verbreiten sie Erkenntnisse über adäquate Medienerziehung, aber auch elementare Informationen über wirksamen Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexualisierter Gewalt.

vhs macht die Gesellschaft zukunftsfähig, überall in Deutschland. Wir zeigen Ihnen, was Volkshochschulen von Aurich bis Zittau tun, um demokratische Werte zu verteidigen und das Leben der Menschen vor Ort zu verbessern.