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27.11.2025

Digitale Souveränität als gesellschaftliches Projekt

Tagung des Grimme-Instituts betont Wert der digitalen und medialen Breitenbildung

Lange vorbei, die Zeiten, in denen sich die Nation allabendlich zur 20-Uhr-Tagesschau wie am bereits sprichwörtlichen Lagerfeuer zusammenfand: Heute durchstreifen wir individuell, mal Jäger*innen, mal Sammler*innen, auf der Suche nach Information und Unterhaltung rund um die Uhr den virtuellen Raum. Oder wir schweben in unserer jeweiligen digitalen Blase. Der diversifizierte und kommerzialisierte digitale Informationskosmos stellt eine Herausforderung für die Qualitätsmedien wie auch für jede*n einzelne*n verantwortungsbewusste Medienschaffende*n dar – zumal von ihnen ein substanzieller Beitrag zu einem digital souveränen Gemeinwesen verlangt wird.  

Was können Medien und Weiterbildung gemeinsam tun, damit das auf großer politischer Bühne vorangetriebene Projekt „Digitale Souveränität“ in der Gesellschaft ankommt? Darüber diskutierten der DVV-Vorsitzende Martin Rabanus MdB und DVV-Verbandsdirektorin Julia von Westerholt auf einer hochkarätig besetzten Tagung des Grimme-Instituts mit Medienschaffenden und Medienexpert*innen. 

Digitale Souveränität strukturell sichern

In seinem Grußwort verwies Martin Rabanus darauf, dass der DVV schon lange die Bedeutung der (Medien-)Bildung im Zusammenhang mit Demokratieförderung und digitaler Souveränität wahrnehme. Martin Rabanus sprach das Misstrauen vieler Bürger*innen gegenüber Politik und Medien an und forderte gemeinsame Anstrengungen von Zivilgesellschaft, Politik und Plattformbetreibern als Gegengewicht zum Populismus. Wolfram Weimer, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, sprach über die Gefahr der Abhängigkeit von außereuropäischen Plattformen, die Einfluss auf den europäischen digitalen Kommunikationsraum nehmen. Hier bedürfe es sowohl einer Regulierung durch das europäische und durch nationale Parlamente als auch einer stärkeren Besteuerung der Big Techs. Markus Beckedahl, Gründer des Zentrums für Digitalrechte und Demokratie, empfahl die Förderung von (etwa Open-Source-)Lösungen in öffentlich-rechtlichen Strukturen, um digitale Räume im Sinne der Demokratie zu gestalten.

Im Panel „Digitale Souveränität und die Verantwortung der Medien“ diskutierten Martin Rabanus, Dr. Susanne Pfab, Generalsekretärin der ARD, Sabine Frank, Head of Governmental Affairs and Public Policy bei Google, und Prof. Dr. Christopher Buschow, Leiter „Digitaler Journalismus“ bei der Hamburg Media School, unter anderem über Wege zur Stärkung des europäischen Marktes und über die Förderung des freien Journalismus. In einem weiteren Panel wurde die Rolle des Lokaljournalismus hervorgehoben, aber auch für neue Wege der Informationsvermittlung plädiert, zum Beispiel das Gaming. 

Medienkompetenz und neue Kommunikationsräume

Gastgeberin Çiğdem Uzunoğlu, Direktorin des Grimme-Instituts, und Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei, wiesen darauf hin, welche Bedeutung der Medienkompetenz jede*r Einzelnen zukomme. Um die ging es auch im Panel „Souveränität in der digitalen Praxis“ mit Julia von Westerholt, Robert Amlung vom ZDF, Serafin Dinges von netzpolitik.org und Kinga S. Bloch von der Queen Mary University of London. Julia von Westerholt unterstrich, dass Volkshochschulen mit ihrer großen gesellschaftlichen Reichweite gleichermaßen bedeutende Vermittler von digitaler Kompetenz und Medienbildung seien. Robert Amlung stellte den „Public Spaces Incubator“ vor, mit dem das ZDF und internationale Partner Websites, Apps und andere digitale Plattformen der Sender besser für den öffentlichen Dialog nutzbar machen wollen. Kinga S. Bloch präsentierte das Projekt „Library of Lost Books“. Die 2024 mit einem Grimme Online Award ausgezeichnete virtuelle Bibliothek sammelt verschollene und von den Nazis geraubte Bücher. So macht sie deutsch-jüdischer Geschichte und Kultur sicht- und lesbar. 

Perspektiven für Kooperationen zwischen innovativen Medienprojekten und Volkshochschulen zeichnen sich nach dieser Tagung noch deutlicher ab.

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