Etwa 277.000 Kurse, rund 3,9 Millionen Teilnehmende, davon mehr als 363.000 allein im Jahr 2024: Diese beeindruckende Bilanz aus 20 Jahren Integrationskurse nahm der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) zum Anlass, im Rahmen seiner 62. Mitgliederversammlung am 20. November 2025 zu einer Fachveranstaltung unter dem Motto „Schlüsselkompetenz Sprache: 20 Jahre Integrationsförderung des Bundes“ zu laden. Zu den Gästen gehörten Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann sowie Dr. Hans-Eckard Sommer, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Vor knapp 80 Delegierten der 16 vhs-Landesverbände, dem Vorstand des DVV sowie Vertreter*innen kommunaler Spitzenverbände sprachen sie über die große Bedeutung der Integrationskurse für gesellschaftliche Teilhabe und würdigten das herausragende Engagement der Volkshochschulen und Lehrkräfte. Der DVV nutzte das Zusammentreffen im historischen Rathaussaal in Nürnberg, um klarzustellen: Nur mit stabilen und planbaren Rahmenbedingungen können Volkshochschulen ihre zentrale Rolle in der Integrationsförderung dauerhaft erfüllen.
Volkshochschulen als starke Partner in der Integrationsarbeit
Zu Beginn der Veranstaltung würdigte Annegret Kramp-Karrenbauer, Präsidentin des DVV, die historische Rolle der Volkshochschulen, die bereits seit den 1960er Jahren Partnerinnen des Bundes in der Integrationsarbeit sind. Rund 45 Prozent aller Integrationskurse des BAMF werden heute von Volkshochschulen durchgeführt, jährlich lernen fast eine Million Menschen Deutsch. Ohne diese Strukturen, so Kramp-Karrenbauer, hätten zentrale gesamtgesellschaftliche Herausforderungen wie der Zustrom Schutzsuchender 2015, die Corona-Pandemie oder zuletzt die Fluchtbewegungen aus der Ukraine nicht bewältigt werden können.
Bayerns Innen- und Integrationsminister Joachim Herrmann hob in seinem anschließenden Grußwort die besondere Bedeutung einer verlässlichen Sprachförderinfrastruktur für Bayern und die Kommunen hervor und betonte, dass durch Integration nicht nur jeder Einzelne die Chance erhalte, seine Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch die Möglichkeit, die Gesellschaft als Ganzes mitzugestalten.
Dr. Hans-Eckard Sommer, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), würdigte in seiner Rede die Entwicklung der Integrations- und berufsbezogenen Sprachförderung in den vergangenen zwei Jahrzehnten und dankte insbesondere Volkshochschulen und ihren Lehrkräften für ihr großes Engagement und die gute Zusammenarbeit.
Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister für Inneres, für Sport und IntegrationDie Volkshochschulen sind zentraler Partner gelingender Integration! Sie leisten bei der sprachlichen, beruflichen und gesellschaftlichen Integration zugewanderter Menschen einen unverzichtbaren Beitrag.
Im abschließenden Ausblick formulierte der DVV-Vorsitzende Martin Rabanus deutliche Erwartungen für die kommenden Jahre. Er dankte den Volkshochschulen für ihren außerordentlichen Einsatz, machte aber auch auf die angespannte Situation der vergangenen drei Jahre aufmerksam. Die Zukunft der Sprachförderung sei nur durch verlässliche Rahmenbedingungen gesichert: Die Kürzung des Kostenerstattungssatzes müsse zurückgenommen und eine realistische, nachhaltige Finanzierung geschaffen werden – insbesondere, wenn künftig verstärkt fest angestellte Lehrkräfte in tarifgebundenen Strukturen arbeiten sollen.
Mit der Veranstaltung machte der DVV deutlich, dass die Integrationskurse auch 20 Jahre nach ihrer Einführung ein zentrales Instrument zur gesellschaftlichen Teilhabe, zur Integration und zur Fachkräftesicherung sind. Die Volkshochschulen, so der gemeinsame Tenor, werden diese Aufgabe weiterhin engagiert übernehmen – benötigen dafür jedoch stabile und verlässliche politische Bedingungen.
Mitgliederversammlung beschließt neue Verbandssatzung
Im anschließenden nicht-öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung führte DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer durch die Sitzung. Im Zentrum des internen Teils stand die Verabschiedung einer Satzungsänderung. Sie ist das Ergebnis eines intensiven zweijährigen Beratungsprozesses, mit zahlreichen Rückmeldungen und Diskussionen in den Gremien des Verbands.
Ziel der Satzungsänderung war es, Entscheidungsstrukturen des Verbandes zu vereinfachen, Zuständigkeiten klarer zu definieren und die Mitwirkungsmöglichkeiten der Mitglieder zu stärken. Damit wurden die Voraussetzungen für einen zukunftsfähigen, lernenden Verband geschaffen. Der gesamte Verbandsentwicklungsprozess hat einmal mehr gezeigt, welche Gestaltungskraft entsteht, wenn Ziele gemeinsam verfolgt werden – und dass Veränderung kein Selbstzweck ist, sondern Ausdruck unseres Anspruchs, Bildung für alle und überall zu ermöglichen.