Mit einem Festakt in Gegenwart von Elke Büdenbender, der Ehefrau des Bundespräsidenten, und Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas wurden am 17. September in Berlin die diesjährigen „Vorbilder der Weiterbildung“ geehrt. Unter den fünf vom Deutschen Weiterbildungstag 2025 ausgezeichneten Personen und Institutionen waren gleich zwei Volkshochschulen.
In der Kategorie Demokratieförderung ging der Titel an Anna-Maria Bulang von der vhs Hoyerswerda. Als Fachbereichsleiterin für Politische Bildung an der vhs Hoyerswerda sorgt sie mit der Veranstaltungsreihe „Schlossgespräche“ dafür, dass Menschen mit unterschiedlichen politischen Standpunkten ins Gespräch kommen. Damit macht sich die 36-Jährige nicht nur Freunde. Anna-Maria Bulangs Stehvermögen und die Bedeutung der Schlossgespräche für die lokale Gesellschaft würdigte Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, in ihrer Laudatio. Dabei hatte sie auch die vielen anderen vhs im Blick, die bundesweit die Debattenkultur pflegen. In der Offenheit der vhs für alle liege „das Potenzial, den Menschen Kompetenzen zu vermitteln, die für das Zusammenleben in unserer Demokratie essenziell sind“, sagte Elke Hannack. „Die Vermittlung der Fähigkeit, Meinungsvielfalt in der pluralen Gesellschaft auszuhalten und mit Widerspruch umzugehen, gehört zu den Kernanliegen der politischen Bildung an Volkshochschulen. Die Auszeichnung für Anna-Maria Bulang macht allen Mut, die dieses Anliegen verfolgen.“
Die Ehrung als Vorbild der Weiterbildung im Bereich Integration ging an das Team der Volkshochschule Hanau. Im Stadtteil Kesselstadt, wo einer der rassistischen Terroranschläge von 2020 verübt wurde, führt die Volkshochschule Bildungsangebote durch, die insbesondere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte ansprechen. Laudatorin Collien Monica Fernandes hob hervor, welche Anforderungen dies an das vhs-Team stellt: „Wer in Hanau Bildungsarbeit mit dem Ziel gesellschaftlicher Integration Zugewanderter leistet, braucht ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen. Die Mitarbeiter*innen und auch die Kursleitenden der Volkshochschule Hanau verfügen darüber. So gelingt es ihnen, Vertrauen wiederherzustellen und das gesellschaftliche Projekt Integration fortzuführen.“
Unter den Gratulant*innen war DVV-Verbandsdirektorin Julia von Westerholt, die Anna-Maria Bulang von der vhs Hoyerswerda und die vhs Hanau für die Auszeichnungen nominiert hatte. Sie hofft, dass die Ehrentitel für die beiden Volkshochschulen auch vor Ort gebührend gewürdigt werden: „Wenn die Ehrung unsere Vorbilder der Weiterbildung auch in ihren Kommunen weiter stärkt, haben wir unser Ziel erreicht.“
Podiumsdiskussion zum Thema „Future Skills“ rundete den Festakt ab
Eine Podiumsdiskussion mit Julia von Westerholt, Arbeitgebervertreter*innen sowie einer Vertreterin der Bundesagentur für Arbeit zum Thema „Future Skills: Gemeinsam das Morgen gestalten“ rundete den Festakt ab. Im Beisein von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas hob die DVV-Direktorin die Rolle der vhs bei der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen mit hoher Relevanz für die agile Arbeitswelt und für das öffentliche Leben hervor. Zu den „Future Skills“ mit oberster Priorität zähle die Demokratiefähigkeit, betonte Julia von Westerholt: zu erlernen in der Volkshochschule, die sich überall in Deutschland als Ort des freien Meinungsaustauschs behauptet. „Volkshochschulen ermöglichen Menschen Begegnungen über die eigene Lebensrealität hinaus“. Die Bedingungen, unter denen Volkshochschulen arbeiten, werden ihrer Bedeutung jedoch nicht gerecht. Viele Volkshochschulen sind chronisch unterfinanziert. Große Sorgen bereitet den vhs auch die mangelnde Rechtssicherheit beim Einsatz selbständiger Lehrkräfte. Die zahlreichen Kursleiter*innen aus verschiedensten Bereichen der Arbeitswelt, die nebenberuflich unterrichten, bräuchten dafür eine klare Rechtsgrundlage, hob Julia von Westerholt hervor: Nur so sei die erfolgreiche Interaktion von Gesellschaft und Bildung in der vhs zu erhalten.