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Deutscher Volkshochschul-Verband

31.08.2021

Weltalphatag 2021: Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil

Volkshochschulen fordern mehr Engagement für mathematische Grundbildung

Bonn/Berlin. Rechnen ist ebenso wichtig wie Lesen und Schreiben. Ob beruflich oder privat: Ohne ein Grundverständnis von Zahlen und Mengen und ohne Grundkenntnisse im Rechnen, fällt es Menschen schwer, den gesellschaftlichen Anschluss zu halten. An den Volkshochschulen in Deutschland nehmen jährlich Tausende Menschen an Rechenkursen teil. Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) geht indes davon aus, dass der Nachholbedarf unter Erwachsenen weitaus größer ist. Als starker Partner in der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung fordert der DVV aus Anlass des Weltalphabetisierungstags am 8. September ein stärkeres bildungspolitisches Augenmerk auf Rechnen als essenzieller Teil von Grundbildung. 

„In der ersten Hälfte der Nationalen Dekade wurde einiges erreicht, um die Zahl der gering literalisierten Menschen in Deutschland zu verringern“, sagt DVV-Direktorin Julia von Westerholt. „Wir müssen nun auch die Problematik unzureichender Rechenkenntnisse stärker in den Blick nehmen. Hier verfügen wir nicht einmal über belastbares Zahlenmaterial.“

Alarmierende Ergebnisse der ersten PIAAC-Studie der OECD stammen von 2012: Danach gelangten „18,5 Prozent der Testpersonen in Deutschland nicht über das grundlegendste Niveau hinaus, das einfaches Zählen, Sortieren und die Verwendung der Grundrechenarten erfordert“. 2020 ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung und der „Zeit“, dass jeder Fünfte der befragten Erwachsenen seine Leistungen im Fach Mathematik als unterdurchschnittlich einschätzt.

„Mathe konnte ich noch nie.“ Dieses Bekenntnis begegnet Angelika Pöppel, Dozentin an der vhs Bochum, häufig in ihren Kursen. Auch Michael Dittmar, Kfz-Meister und Lehrlingswart in Bochum, hat schon häufig die Beobachtung gemacht, dass angehende Auszubildende nicht oder nur schlecht rechnen konnten. Um beruflich Fuß zu fassen und den wandelnden Anforderungen am Arbeitsmarkt gewachsen zu sein, braucht man Rechenkenntnisse. Das bestätigt auch Robert Schweizog von der IHK Nordrhein-Westfalen: „Mathematik und Rechnen spielen bei so ziemlich allen beruflichen Tätigkeiten eine Rolle.“ Es gebe keinen Ausbildungsberuf, bei dem man nicht mit rechnerischen Fragen in Berührung komme. Selbst für eine Aushilfstätigkeit im Bereich Lager und Logistik ist mathematisches Grundverständnis nötig, wenn es zum Beispiel um das Beladen von Paletten geht.

Der Digitalisierungsschub verlangt von immer mehr Erwerbstätigen den sicheren Umgang mit Daten und Software. Voraussetzung dafür ist nicht nur digitale Kompetenz, sondern auch eine Grundorientierung in Mathematik. Ohne ein grundlegendes Mengenverständnis lässt sich nicht einmal der Uploadstreifen auf dem Display verstehen. 

„Rechnen darf in der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung nicht länger ein Schattendasein fristen“, betont die DVV-Direktorin. „Wir brauchen auch hier – genauso wie für Schreiben und Lesen lernen – eine Regelförderung, die es Erwachsenen erlaubt, kostenlos an Kursen teilzunehmen. Und wir brauchen ein entsprechendes Qualifizierungsprogramm für Lehrkräfte.“

Der Deutsche Volkshochschul-Verband stellt kostenlos wissenschaftlich geprüftes Lehrmaterial und Tools für den elementaren Rechenunterricht auf drei Lernstufen zur Verfügung. Dies und viele Hintergrundinfos zum Thema auf www.volkshochschule.de/weltalphatag-rechnen.

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