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Deutscher Volkshochschul-Verband

Regionale Bildungslücken schließen

Dieser Projektbericht stammt aus der vergangenen Förderphase (2018-2022) von "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung". Es sind daher konzeptionelle Abweichungen im Vergleich zur aktuellen Förderrichtlinie möglich.

Die Ortschaften sind eher klein, die Entfernungen eher groß. Viele Menschen pendeln zur Arbeit über die Landesgrenze. Und für Jugendliche ist Freizeitgestaltung mit einigem Aufwand verbunden. Solche Bedingungen machen auch für eine Volkshochschule die Arbeit nicht gerade leicht. Aber Torsten Werle lässt sich davon nicht abschrecken.

Er ist Projektleiter für talentCAMPus: Mehrmals im Jahr bietet er Ferienbildungswochen an, um Kindern und Jugendlichen die Besonderheiten der Region nahe zu bringen.

Neue positive Lernerfahrungen für benachteiligte Kinder

talentCAMPus heißt das Ferienbildungskonzept des Deutschen Volkshochschul-Verbands. Seit 2013 ist es Teil des Förderprogramms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will mit diesem Programm benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu neuen, positiven Lernerfahrungen verhelfen.

Dezentrale Angebote in Mansfeld und Tilleda

„Sehen und staunen – Willkommen im Mittelalter“ lautete der Titel eines Workshops, den die Kreisvolkshochschule sowohl auf Schloss Mansfeld als auch im Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda anbot. Dezentrale Angebote sind in der ländlichen Region ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Denn in den Ferien sind weite Anfahrtswege ein echtes Hindernis: Schulbusse verkehren dann nicht. Torsten Werle greift deshalb auf Taxis und engagierte Eltern zurück, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer morgens abzuholen und nachmittags wieder nach Hause zu bringen.

Mit Digikamera unterwegs im Mittelalter

talentCAMPus im Landkreis Mansfeld-Südharz zeichnet sich meist aus durch eine Kombination aus Tradition und Innovation. Das gilt auch für den Mittelalter-Workshop. Bei einem Besuch in Luthers Elternhaus in Mansfeld werden die Kinder und Jugendlichen mit Digitalkameras ausgerüstet und dürfen einen Fotofilm zu einem selbst gewählten Museumsobjekt erstellen.

Die Medienkompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fördern, ist Torsten Werle ein ebenso großes Anliegen wie das Training sozialer Kompetenzen. Volker Schmidt, leitender Bildungsreferent in der Christlichen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Schloss Mansfeld, hat dazu einiges in petto: Zwischen zwei Bäumen spannt er ein Netz aus Seilen. Nun muss jede Teilnehmerin das Netz durch eine andere Lücke durchqueren ohne dabei das Seil zu berühren – eine Aufgabe, die nur im Team gelingen kann.

Altes Handwerk – selbst ausprobiert

Eine andere Gruppe beschäftigt sich derweil mit altem Handwerk. Als Dozenten hat Torsten Werle das Ehepaar Büchel gewonnen, das im nahe gelegenen Neudorf den historischen Kunsthandwerkerhof Alte Pfarre betreibt. Die zehnjährige Charlotte hat eigenhändig einen Brotkorb geflochten. Den will sie ihrer Oma schenken. Ihr Zwillingsbruder Alexander hat ein Messer geschmiedet und ein Herz aus Speckstein geformt. „Schon die alten Wikinger haben aus Speckstein Schalen hergestellt“, erzählt Jörg Büchel. Er erklärt den Kindern die historischen Werkzeuge, für deren Handhabung man Geschicklichkeit und ein wenig Übung braucht. Seine Frau Kirsten zeigt den Kindern derweil, wie Filzen funktioniert.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz gibt es mehr zu entdecken als es auf den ersten Blick scheint. Das ist es, was Torsten Werle den talentCAMPus-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern vor allem zeigen will. Denn er fürchtet, dass viele junge Menschen in der Region keine Zukunftschancen sehen. Weil Bildungs- und Freizeitangebote so schwer erreichbar seien, sinke mit der Zeit die Eigeninitiative, so seine Beobachtung.

Aktiv die neue Heimat kennenlernen

„Ankommen – Erleben - Gestalten: Deutsch öffnet Türen“ lautete der Titel zweier weiterer Ferienbildungswochen, die zeitgleich in Eisleben und in Sangerhausen stattfanden. Angesprochen waren zehn- bis 18-jährige Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien. Fehlende Deutschkenntnisse verminderten oft deren Erfolgschancen in der Schule, erklärt Werle. Der talentCAMPus kombinierte Deutschförderung mit Exkursionen zu den Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und mit kreativen Angeboten. Ein Foto- und Geschichtenwettbewerb sollte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu ermuntern, sich aktiv mit ihrer neuen Heimat auseinanderzusetzen. Die Workshops fanden bewusst am Ende der Sommerferien statt, um so den Start ins neue Schuljahr zu erleichtern.

Im Bündnis für Kinder aus Migrationsfamilien

Die DRK-Beratungsstelle für Migranten und der Jugendmigrationsdienst der AWO stellten als Bündnispartner die Kontakte her. Auch die Eltern wurden eingebunden. Sie wurden über den Leistungsstand ihrer Kinder und über das deutsche Schulsystem informiert. Torsten Werle nutzt auch die VHS-Deutschkurse, um mit Eltern ins Gespräch zu kommen und sie auf die talentCAMPus-Angebote aufmerksam zu machen. Und mitunter geht er auch einfach von Haustür zu Haustür. Das immerhin ist einer der Vorteile einer ländlichen Region.


 

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