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Deutscher Volkshochschul-Verband

Die Welt ist bunt

Dieser Projektbericht stammt aus der vergangenen Förderphase (2018-2022) von "Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung". Es sind daher konzeptionelle Abweichungen im Vergleich zur aktuellen Förderrichtlinie möglich.

„Die sich mit Kultur beschäftigen, lernen leichter.“ So formuliert es ein Pädagoge aus Nicaragua in einem Film, der an diesem Nachmittag in der Volkshochschule Nienburg gezeigt wird. Die Zuschauer sind Kinder und Jugendliche, die an einer Ferienbildungswoche mit dem Titel „Die Welt ist bunt“ teilnehmen. An jedem Tag der Woche geht es um ein anderes Land, eine andere Kultur.

talentCAMPus heißt das Ferienbildungskonzept des Deutschen Volkshochschul-Verbands, das seit 2013 von Volkshochschulen bundesweit umgesetzt wird. Die ein- bis vierwöchigen Workshops werden gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Kulturelle Angebote sollen motivieren und den Lernerfolg fördern – vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit schwierigen Voraussetzungen.

Gemeinschaftliches Erleben mit Musik

Die Referentin Ulrike Eckhardt hat lange Jahre in Lateinamerika gelebt. Der Film, den sie den Elf- bis 17-Jährigen mitgebracht hat, erzählt von Straßenkindern, die mit einer Musikausbildung ein neues Leben beginnen konnten. „Ein Instrument zu lernen, ist schwer, aber wenn man es schafft, dann kann man auch andere Dinge schaffen“, fasst der zwölfjährige Bakr anschließend zusammen. In den Osterfreien hat er an einem Deutschkurs im Rahmen von talentCAMPus teilgenommen.

Auch Fotos gibt es zu sehen. Sie zeigen Lebensverhältnisse in Chile, Brasilien oder Nicaragua. Und den Kindern und Jugendlichen fällt auf: Fast nie sind Menschen alleine zu sehen. Gearbeitet und gefeiert wird in Gruppen.

Gerade die Musik sollte ein gemeinschaftliches Erlebnis sein, findet Ulrike Eckhardt und verteilt Instrumente: Tamborims, Pandeiros, Rasseln und Agogos. Was als Lärm beginnt, formiert sich in Kleingruppen allmählich zu Samba-Rhythmen. Das Konzept von Leon Holly geht auf. Er absolviert ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der vhs Nienburg und hat den talentCAMPus maßgeblich vorbereitet: Beim Tanzen und Musizieren sollen sich die Kinder und Jugendlichen kreativ entfalten können und aktiv mit anderen Ländern, Kulturen und Lebensarten auseinandersetzen.

Reise durch verschiedene Heimatländer

Nach Indien, Russland und Ghana sind die 13 talentCAMPus-Teilnehmerinnen und ‑Teilnehmer in den Tagen zuvor „gereist“. Gemeinsam mit Dozentin Heike haben sie Trommeln gebaut – aus tönernen Blumentöpfen und zehn bis 14 straff gespannten Lagen Butterbrotpapier. Das fanden vor allem die elfjährigen Freundinnen Anna Lena und Emilie toll. Joana aus Ghana hat aus ihrem Heimatland berichtet, ihnen die Flagge und die Währung vorgestellt. Mit Heike haben die Kinder und Jugendlichen dazu afrikanische Bananenküchlein frittiert.   

Für Manon war die indische Bollywood-Tanzstunde das Highlight der Woche. „Das war extrem schnell und anstrengend“ erzählt Heike. Die Kinder und Jugendlichen haben einen Einblick gewonnen in die indische Gesellschaftsstruktur. Und sie haben selbst Mango-Lassi zubereitet. Der Verein Arivu ist neben der Leintorschule, einer Grund- und Hauptschule in Nienburg, einer der Kooperationspartner dieses talentCAMPus. Arivu e. V. unterstützt die Schulbildung im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. In Nienburg gibt der Verein Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die Lebenswelt ihrer indischen Altersgenossen.

Wieder was gelernt...

Am Ende jedes Tages notieren die Jungen und Mädchen, was sie gelernt haben und was ihnen am besten gefallen hat. „Mir hat gefallen, dass wir so viel Anschauungsmaterial hatten und viele handgefertigte Sachen angucken konnten“, hat  einer der Teilnehmer nach dem Russland-Tag aufgeschrieben. Peer, Lukas, Alex und Saskia erzählen begeistert vom Hindernisparcours in der Sporthalle.

Immer einen Bericht wert: das Abschlussfest

Für den letzten talentCAMPus-Tag ist ein Abschlussfest geplant. Die Einladungskarten für Eltern und Freunde haben die Kids selbst gestaltet. Ihren indischen Tanz werden sie dann ebenso vorführen wie ihre selbst gebauten Trommeln. Ihre Gäste werden sie mit den internationalen Spezialitäten bewirten, deren Zubereitung sie im Laufe der Woche gelernt haben.

Auch die Lokalpresse wird über das Abschlussfest berichten.  „Die Zusammenarbeit mit den Medien vor Ort ist sehr gut“, erzählt Kerstin Schwalgun, die bei der vhs unter anderem für kulturelle Bildung zuständig ist. talentCAMPus werde mitunter sogar auf der Titelseite behandelt. Die Ferienbildungsangebote seien daher in Nienburg ein Begriff. „Die Politik honoriert das Engagement – auch, weil es die Integration von Zuwanderern unterstützt“, sagt Kerstin Schwalgun.

Die vhs Nienburg bietet seit Programmbeginn jährlich talentCAMPus-Workshops an. Sechs sind es allein 2015. Die Teilnehmer werden über Schulen, Vereine und soziale Einrichtungen gewonnen und zum Teil auch über die Integrationskurse an der vhs, in denen Eltern auf das Angebot für ihre Kinder aufmerksam gemacht werden.

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Bildnachweise

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