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Deutscher Volkshochschul-Verband

29.02.2024

Starkes Interesse an Grundbildung im Sozialraum

Online-Konferenz zum Projekt "In Sozialräumen lernen" (InSole) präsentiert Good-Practice-Beispiele

Menschen, die nicht gut lesen und schreiben können, fällt der Weg in eine Volkshochschule oft nicht leicht. Darum kommen Volkshochschulen zu ihnen – und suchen sich dafür Partner*innen, die bereits im Stadtviertel aktiv sind. Im Verbund-Projekt "In Sozialräumen lernen" (InSole) des DVV und des Paritätischen NRW wurde über einen Zeitraum von knapp sechs Jahren mit Förderung des BMBF ausprobiert, wie das funktionieren kann. Die nun präsentierten Ergebnisse stoßen auf großes Interesse: Mehr als 130 Vertreter*innen von Bildungseinrichtungen, Wohlfahrtsverbänden, sozialen Einrichtungen und Stadtteilinitiativen folgten am 28. Februar 2024 einer Einladung zur bundesweiten Online-Konferenz "Grundbildung im Sozialraum: Gewinn für die Kommunen", die unterschiedliche Grundbildungsangebote im Sozialraum in den Blick nahm. Das virtuelle Podium bildeten Dr. Maximilian Bieri (Bürgermeister Stadt Hanau), Gundula Frieling (stellvertretende Direktorin des DVV), Sibylle Klingebiel (Kultusministerium des Landes Hessen) und Susanne Kühn (Senatsressort Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen).

Gemeinsam für Grundbildung in Hanau-Kesselstadt

An mehreren Beispielen wurde angeregt diskutiert, welche unterschiedlichen Bedarfe es in einzelnen Stadtvierteln geben kann. Der Hanauer Stadtteil Kesselstadt ist ein Bezirk mit vielen Gesichtern. In einer im Westen gelegenen Hochhaussiedlung aus den 60er und 70er Jahren leben zahlreiche Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, Familien, denen Leistungen nach SGB II zustehen, und Alleinerziehende. Dr. Maximilian Bieri, als Bürgermeister in Hanau für Bildung zuständig, ist der Überzeugung, hier könnten viele Bürger*innen vom schnellen und unkomplizierten Zugang zur Grundbildung direkt vor ihrer Haustür profitieren. Er lobte auch das Engagement der vhs und der Evangelischen Kirchengemeinde Kesselstadt: Partnerinnen, die sich im Projekt „InSole“ zusammengeschlossen haben und seit mehr als einem Jahr eine Gruppe von zwölf Kesselstädterinnen bei der Verbesserung ihrer Lese- und Schreibkenntnisse unterstützen.

A-Z-Treff auf dem Marburger Richtsberg

Wege zu besserer Grundbildung führen auch durchs eigene Stadtviertel

Auch an zwei weiteren Standorten in Hessen haben die vhs ein leicht zugängliches Angebot zum Lesen- und Schreibenlernen geschaffen, auf dem Marburger Richtsberg gemeinsam mit dem Bewohnernetzwerk für soziale Fragen e.V. und im Offenbacher Nordend zusammen mit dem Stadtteilbüro. Sibylle Klingebiel, seit Jahren mit Grundbildung befasst, setzt auf solche pragmatischen Herangehensweisen: Um Menschen für das Lernen zu gewinnen, gelte es, die verschiedensten Wege auszuprobieren.

Lernangebot „Babbel-Treff“ im Offenbacher Nordend

Menschen mit unterschiedlichen Herkunftssprachen ansprechen

Auch Susanne Kühn findet Grundbildung im Sozialraum sinnvoll, gerade in Stadtteilen wie Bremen-Gröpelingen, Hemelingen und Kattenturm, die diesen Ansatz gemeinsam mit Hanau-Kesselstadt und dem Marburger Richtsberg erprobt haben. Sie unterstrich aber, dass in Vierteln mit vielen Zuwanderer*innen auch ausreichend Sprachlernangebote erforderlich seien. 

Viele Menschen mit Migrationshintergrund hätten Probleme mit dem Lesen und Schreiben, obwohl sie längst Deutsch sprächen, betonte Gundula Frieling. Grundbildung im Quartier sei für alle offen, die dort wohnten und bereit seien zu kommen. „Menschen, die Deutsch sprechen, können gemeinsam ihre Lese- und Schreibkenntnisse verbessern, unabhängig von ihrer Herkunft.“ Das solle im Zuge der Fortführung der Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung des Bundes und der Länder auch unterstützt werden. 

Grundbildung im Bürgerhaus in Bremen-Kattenturm

Kooperation ist der Schlüssel

Damit Bildungseinrichtungen Menschen direkt in den Stadtvierteln erreichen, sei die intensive Zusammenarbeit mit Personen, die vor Ort soziale Arbeit leisten, sehr hilfreich, hoben Vera Everhartz, Nadja Gerner und Esra Herzog vom DVV-Projektteam "InSole" hervor. Tipps für die Gestaltung von Kooperationen und Lernangeboten biete auch der umfassende Praxisleitfaden (Öffnet in einem neuen Tab). Auf die Erfahrungen in Bremen, Marburg und Offenbach können sich, so Gundula Frieling abschließend, auch die vhs-Lerntreffs stützen, die derzeit deutschlandweit Grundbildung in die Quartiere bringen.

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