Köln ist kommunikativ, und Stefanie Heydenreich pflegt sich beim Aussteigen aus dem Bus auf dem Weg Richtung Innenstadt beim Fahrer zu bedanken. An diesem Morgen wird daraus unverhofft ein Wiedersehen: „Sind Sie nicht die Frau Heydenreich? Ich war bei Ihnen im Integrationskurs.“ Jetzt habe er seine Ausbildung abgeschlossen und arbeite als Busfahrer, berichtet der junge Mann noch. Die werden bei den Kölner Verkehrsbetrieben händeringend gesucht.
In der Kölner vhs sind viele solcher Geschichten bekannt, und Stefanie Heydenreich findet, dass sie erzählt gehören. Zum Beispiel der Werdegang eines Teilnehmers aus Syrien, der in der vhs Deutsch von Anfang an gelernt hat. Ihn traf die Pädagogin unlängst im Zug auf seinem Weg zum Dienst: Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Integrationskurs hat er einen Berufssprachkurs besucht und anschließend die Prüfung zur Anerkennung seiner Approbation als Arzt in Deutschland bestanden. Jetzt ist er im Krankenhaus tätig. Oder die ehemalige Teilnehmerin aus Vietnam: Sie arbeitet in Köln bei der Herstellung von komplexen Lampensystemen, die weltweit in Museen und Kirchen zum Einsatz kommen. Alle drei Kinder der alleinerziehenden Mutter studieren inzwischen. Eine der beiden Töchter wurde Bundespreisträgerin bei Jugend musiziert, nun ist sie Stipendiatin und Studentin an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf.
„In den Integrations- und Berufssprachkursen beginnen Berufswege und Karrieren, von denen wir alle profitieren“, sagt Sascha Rex vom Deutschen Volkshochschul-Verband. „Darum müssen wir alles tun, damit die Kurse laufen können“.
Der Haushaltsausschuss des Bundestags kann in seiner morgigen Bereinigungssitzung dafür sorgen. Auf der Tagesordnung steht die Verabschiedung einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 267 Mio. Euro für dieses Haushaltsjahr. Der DVV bittet alle Abgeordneten um ihre Zustimmung, denn das Geld wird dringend benötigt, um das Gesamtprogramm Sprache des Bundes bis zum Jahresende weiterzuführen. Viele Volkshochschulen gehen dafür bereits seit Wochen in Vorleistung.
Ebenso wichtig ist die Sitzung für die Perspektiven des Gesamtprogramms Sprache im kommenden Jahr: Die Empfehlung des Haushaltsausschusses für die Endfassung des Haushalts 2026 wird festgezurrt. Die bisher für Integrations- und Berufssprachkurse eingeplanten Mittel reichen nicht aus: Für die bedarfsgerechte Durchführung von Integrationskursen werden rund 1,1 Milliarden Euro gebraucht – 150 Mio. zusätzlich zu den veranschlagten 954 Mio. Bei den Berufssprachkursen muss die Summe von bisher vorgesehenen 450 Mio. Euro auf 500 Mio. Euro aufgestockt werden. Auch dafür bittet Sascha Rex die Ausschussmitglieder um ihre Ja-Stimmen: „Mittel für die Integrations- und Berufssprachkurse sind das Startkapital für erfolgreiche Berufsbiographien“.