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Deutscher Volkshochschul-Verband

Meine Rechte – Meine Stimme

Ein Peer-Education-Projekt über Behindertenrechte an der vhs Trier

von Katharina Reinhold

Im Peer-Education-Projekt „Meine Rechte – Meine Stimme“ beschäftigen sich die Teilnehmenden mit Behindertenrechten, wie sie in der UN-Konvention festgeschrieben sind. Das Besondere: Lernende und Lehrende sind Menschen mit Behinderungen. Sieben junge Menschen wurden in einem einwöchigen Kurs in Trier zu neuen Trainerinnen und Trainern ausgebildet.

Fachleute in eigener Sache

Die Idee des EU-Projekts „Meine Rechte – Meine Stimme“ ist es, dass Menschen mit Behinderungen als Fachleute und Profis in eigener Sache auftreten können. Sie werden im Rahmen eines einwöchigen Kurses selbst zu Trainerinnen und Trainern ausgebildet. Vom 23. bis 27. Februar 2015 hatte die Volkshochschule Trier ein Trainerteam der Diakonischen Akademie für Fort- und Weiterbildung aus Sachsen und Berlin eingeladen, um Menschen mit Behinderung aus Trier auszubilden. Diese Trainerinnen und Trainer sind selbst Menschen mit Behinderungen und vermitteln die Themen in leicht verständlicher Sprache. Auch die Lernmaterialien sind auf die Lernenden abgestimmt. Sieben junge Menschen aus Trier und Umgebung nahmen an der Schulung teil. Sie besuchen die Porta-Nigra-Schule der Lebenshilfe, die Schule mit dem Förderschwerpunkt ganzheitliche Entwicklung oder arbeiten bei der Lebenshilfe-Werkstatt Trier.

Inhalte und Methoden

Die Teilnehmenden lernten verschiedene Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention kennen und tauschten sich über eigene Erfahrungen im Alltag aus. Es ging beispielsweise um den freien Zugang zu Informationen, die Achtung ihres privaten Lebensraumes und ihrer Familie, oder um ihr Recht auf Unterstützung und Hilfen. Sie machten einen Ausflug und prüften die Zugänglichkeit verschiedener Gebäude in Trier. Verschiedene Situationen wurden in Rollenspielen veranschaulicht. Die Teilnehmenden lernten, wie sie diese Inhalte als Trainerin oder Trainer in einem Seminar vermitteln können. Im Seminar wurden verschiedene Methoden und Materialien vorgestellt und ausprobiert und es wurde geübt, in verschiedenen Schulungssituationen zu kommunizieren.

„Die einzelnen Tage des Seminars waren gleich strukturiert durch Arbeitsphasen und Pausen. Diese Kontinuität des Tagesablaufs hat mit zum Lernerfolg beigetragen“, so Gisela Sauer von der Volkshochschule Trier. Die Trainer wurden von Co-Trainerinnen unterstützt, diese hielten sich jedoch im Hintergrund. Ihre Rolle war es, anfangs Impulse zu geben und durch ihre Anwesenheit ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Die Schulungswoche wurde von der vhs Trier organisiert und in Kooperation mit der Lebenshilfe Trier durchgeführt.

Öffentliche Abschlusspräsentation

Zum Abschluss der Fortbildung fand eine öffentliche Abschlusspräsentation statt. Die neu ausgebildeten Trainerinnen und Trainer aus Trier stellten selbst ausgewählte Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention mit verschiedenen Methoden vor.

Die Bürgermeisterin von Trier überreichte ihnen im Anschluss im Beisein des Schulleiters, der Arbeitsgruppenleiterin der Werkstatt, des Leiters der VHS und von Pressevertretern Teilnahmezertifikate. Die ausgebildeten Trainerinnen und Trainer können nun selbst in Trier und Umgebung Schulungen durchführen. Dabei werden sie von Co-Trainern unterstützt.

Bewertung und Nachhaltigkeit

„Ich weiß nun, welche Rechte ich im öffentlichen Leben habe“, sagte Ulla Richarz nach der Zertifikatsvergabe. Sie arbeitet in der Trierer Lebenshilfe-Werkstatt. Ihr Kollege Fabian Zerfass sagte: „Ich bin nach dieser Schulung selbstbewusster und freue mich auf meine neue Aufgabe.“

Für Gisela Sauer von der Volkshochschule Trier war das Seminar ein voller Erfolg für alle Beteiligten. Der öffentlichen Abschlussveranstaltung misst sie hohe Bedeutung zu: „Die bei der Präsentation Anwesenden haben miterlebt, was einfache Sprache bedeutet und wieviel damit ausgedrückt werden kann.“

Das Projekt soll nachhaltig im Aktionsplan Inklusion der Stadt Trier verankert werden. Gisela Sauer möchte die neuen Trainerinnen und Trainer gern in Kontakt mit Vereinen und anderen Gruppen bringen, damit sie dort über die Rechte und Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit verschiedenen Behinderungen sprechen und ein Stück Aufklärungsarbeit leisten können. „Menschen mit Lernbehinderungen brauchen beispielsweise keine eigenen Gruppen, sie lassen sich prima in bestehende integrieren.“ Auch wenn es um Zugangsmöglichkeiten geht, können zum Beispiel Politiker eine Menge von den neuen Trainern lernen: „Unsere Trainer wissen ganz genau, was Barrierefreiheit bedeutet und was in dieser Hinsicht getan werden muss“, so Gisela Sauer.

Quelle der Zitate: „Lernen und lehren trotz Handicaps“, Trierischer Volksfreund, 1.3.2015

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Bildnachweise

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